Architektenkammer Bremen, Bremer Heimstiftung
Das Leben in einem Reihenhaus bedingt ein Leben auf der Treppe. Ständig sammeln sich die Dinge da, wo sie nicht hingehören und sollen beim nächsten Gang nach oben oder unten mitgenommen werden. Darum ist uns die Treppe und der Treppenraum als heller Ort mit abwechslungsreichen Blickbeziehungen wichtig. Der Weg als Ziel. Nicht nur Erschließung sondern auch AUFENTHALTS-Raum. Gleichzeitig bietet das Wohnen in der Vertikalen den Vorteil, dass Lebensbereiche besser zoniert werden können. Öffentlichere und privatere Räume können leicht strukturiert werden, die Wechselbeziehung von Innen nach Außen erfolgt nicht nur über Straßenseite/ Gartenseite, sondern auch über die Wohngeschosse. Unser Neues Bremer Haus inszeniert das Leben auf der Treppe. Die Höhenverschiebung des Geländes im Altbremer Haus (Souterrain/ Hochparterre) wird im Neuen Bremer Haus durch die höheren Wohngeschosse wieder aufgegriffen. Die 1,5 geschossige Raumhöhe im erdgeschossigen Wohnraum bedingt ein Split-Level in den darüber liegenden Etagen. Ab dem Obergeschoss werden die nächsten Etagen über halbe Treppen erreicht. Eine kürzere Verbindung der Räume und Zonierungen wird geschaffen, die Treppe ist das verbindende Element zwischen allen Räumen. Sie schafft Blickverbindungen und eine Großzügigkeit in allen Geschossen.
Im klassischen Altbremer Haus verläuft die Treppe in Längsrichtung des Hauses. Tiefe und schmale Räume entstehen, die zusammengeschaltet das Durchwohnen ermöglichen. Im Neuen Bremer Haus befindet sich eine zweiläufige Treppe in der Mitte des Hauses. In diesem Bereich ist auch der infrastrukturelle Teil des Wohnens (Bad, Waschküche, Hausanschluss…) untergebracht. Zu beiden Fassadenseite entstehen somit Räume, die über die gesamte Hausbreite gehen, gut belichtet und wohl proportioniert sind.
Bei einer ost/westlichen Ausrichtung des Gebäudes mit einer westlichen Straßenseite, besteht in den obersten Etagen die Möglichkeit, eine geschützte Terrasse mit Abendsonne zur Straßenseite auszubilden. Alternativ kann im EG eine Einliegerwohnung oder eine kleine Gewerbefläche vorgesehen werden, so dass in diesem Fall der Wohn-und Essbereich in die obersten Etagen verlagert werden kann. Eine Aufteilung der Räume erfolgt dann ohne Wände und nur durch die Geschossebenen, eine freie Blickverbindung zu beiden Fassadenseiten entsteht.
Das Gebäude soll als hybrider Baukörper realisiert werden. Die Vorteile beider Konstruktionsmethoden werden ausgeschöpft: Holzrahmenbau als kostengünstigere Alternative mit schlankeren Konstruktionsdicken kommt bei den tragenden Wänden zum Einsatz. Die technischen Installationen erfolgen in der Installationsebene im Bereich der Gebäudetrennwände. Nichttragende Wände sollen in Trockenbauweise ausgeführt werden.
Holzmassivelemente aus Brettsperrholz sollen für die Decken und im Dach zum Einsatz kommen. Sie gewährleisten einen besseren Trittschall und durch ihre hohe Speichermasse kompensieren sie die Nachteile des Holzrahmenbaus. Die Holzoberfläche kann mit einem UV- Vanish gegen Vergilbung geschützt werden und soll sichtbar bleiben. Zudem soll Holz im Haus im Bereich der Böden und bei den Treppen zum Einsatz kommen, grau gestrichene Holzfenster sind vorgesehen.
Witterungsgeschützte Einschnitte im Eingangsbereich und in der Loggia unter dem Dach sind mit hellen Sperrholzplatten verkleidet. Im Kontrast dazu steht eine senkrechte, grau lasierte Holzschalung aus unterschiedlich tiefen, mit einer Fuge montierten Glattkantbrettern, die ein Relief auf der Fassade entstehen lassen. Die Dachoberflächen sollen mit Zinkblech ausgeführt werden. Die Entwässerung erfolgt beim Standard-Typ dem Verlauf der Traufe folgend zur Straßenseite hin. Regenrohre verschwinden in den Hohlräumen der senkrechten Holzschalung.
Das Wohnprojekt „Neues Bremer Haus“ am Standort C wird als hochgedämmtes Gebäude geplant. Alle Bauteile erreichen oder unterschreiten die Vorgaben eines Passivhauses, für die Fenster ist eine Drei-Scheiben-Verglasung mit einem U-Wert von 0,8 W/m²K vorgesehen. Bei vollständig natürlicher Belüftung wird die aktuelle EnEV um 60% unterschritten und der sog. KfW40 – Standard erreicht. Die Holzbauweise wirkt dabei feuchteregulierend und sorgt für ein behagliches Innenraumklima.
Die Wärmeversorgung erfolgt durch den vorhandenen Nahwärmeanschluss mit einem ökologisch betriebenen Blockheizkraftwerk. Über eine Hausübergabestation mit Frischwassereinheit wird so jedes Haus mit Heizwärme und warmem Wasser versorgt. Zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit (und zum Erreichen des KfW 40 Standards) erhält jedes Haus darüber hinaus einen Solarkollektor, hier in Gestalt einer architektonisch integrierten Photovoltaikfläche auf dem Dach. Der erzeugte Strom kann den Eigenverbrauch reduzieren oder ins öffentliche Netz eingespeist werden.